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»AUFBRUCH IN DIE WÜSTE«

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Da wir nichts anderes zum Beißen haben als die trockenen Waffeln aus Tschor, müssen wir uns damit zufriedengeben. Wir würgen sie widerwillig hinunter. Lieber wäre uns natürlich Brot.
»Vielleicht haben die Leute in den Jurten welches?« gibt sich Markus zuversichtlich.

Hinter einem Hügel stehen drei dieser weißen Zelte. Wir sind noch nicht bei ihnen angekommen, da laufen uns zwei große zähnefletschende Hirtenhunde entgegen und beginnen, wütend zu kläffen. Jemand ruft sie halblaut, aber konsequent zurück. Das Gebell lockt auch einen alten Mann mit langem, schütteren Bart und einer mit Kordeln zusammengeschnürten weißen Tracht aus der Jurte.

Zwei junge Burschen – offenbar sind es seine Söhne – bessern einen Koppelzaun aus. Sie legen die Arbeit nieder und beobachten uns neugierig. Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift »USA«.

Wir winken dem Alten von weitem zu. Er steht da, die Hände auf dem Rücken verschränkt und schaut auf uns wie auf eine Abordnung vom anderen Stern. Als wir neben dem Mann stehen und ihn begrüßt haben, versuchen wir mit den Händen die Gestalt eines Brotes in der Luft zu formen, dazu führen wir Daumen und Zeigefinger zum Mund.

Der Alte nickt kurz, schreitet ins Zelt und bringt von einer Ablage eine Schale mit zerbröckeltem, halbvertrocknetem Brot. Daß es nicht frischgebacken ist, stört uns keineswegs. Markus drückt dem kopfschüttelnden Mann zwei Scheine in die faltige braune Hand. Er wundert sich, blickt stumm auf das Geld und hält es uns entgegen, aber wir nehmen es nicht, winken nur und fahren ab. Der Alte steht noch lange so da, das Geld weit von sich gestreckt, und schaut drein, als verstehe er die Welt nicht mehr.

Wie Gold halten wir das Brot des alten Mannes in den Händen und essen ein paar Krumen zum Abendbrot. Das Oberhaupt der Jurtensiedlung, in deren Nähe wir unser Zelt aufgeschlagen haben, ist eine Frau. Sie bringt uns einen Krug Kumys. Schweren Herzens aber lehnen wir die gegorene Stutenmilch ab, um unseren Durchfall, der uns seit Ulan-Bator plagt, nicht zu verschlimmern. Statt der einheimischen Köstlichkeit trinken wir Limonade aus dem Kanister.

Die Kinder tollen um uns herum. Wir genießen ihr helles Lachen und auch ihr Schreien. Es tut uns gut, mitten unter Menschen zu sein.

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