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»PAKISTAN«

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Es war der heißeste Tag der Reise. Der Zug hielt in Multan, siebenhundert Kilometer hinter Karatschi. Unsere Zungen klebten an den Gaumen. Gina und den Fröschen konnten wir Leitungswasser servieren. Uns wäre es schlecht bekommen.

Während Ronald im Zug blieb, stieg ich aus, um Trinkwasser zu besorgen. Draußen schien es mir die Beine wegzuschlagen. Die Sonne brannte, daß ich dachte, ich verkohle. Meine Beine - aus Blei, mein Kopf - ein schmerzender Ballon. An einer steinernen Säule entdeckte ich ein Thermometer, das 47 Grad auswies.

Ich geriet an einen Mann mit rotgefärbtem Haar, der mir eineTasse Tee verkaufen wollte. Ich konnte ihm nicht antworten, meine Zunge war wie gelähmt von der Hitze und dem Durst.

Endlich entdeckte ich einen Wasserhahn an einem Brunnen. Viele Leute standen dort herum und tranken. ich zapfte zwei Flaschen ab und hielt meinen Kopf unter den kalten Strahl.

Auf dem Rückweg zur Bahn sehnte ich mich nach dem Fahrtwind im Zug, und ich rannte in Erwartung dessen fast einen Tabakverkäufer um.

Gierig, als ginge es um sein Leben, trank Ronald, und es dauerte nicht lange, da wurde er kalkweiß. Er taumelte, fiel wie ein Mehlsack auf unser Gepäck. Ich bekam Panik, begriff: Er hatte sich am Wasser vergiftet.

Ich rüttelte an Ronald, flüsterte immerfort seinen Namen. Er lallte nur, hievte sich zitternd an der Toilettentür hoch, sank mit dem Kopf ins Klobecken. Ein gelblicher Strahl schoß ihm aus dem Mund. leises Stöhnen. Ich zerrte ihn zurück auf die Rucksäcke, wußte keinen Rat, verfluchte, keine Medikamente zu besitzen.

Menschen drängten sich um uns. Ich streckte hilflos die Hände aus. Ein dürrer, über zwei Meter großer Passagier reichte mir ein faustgroßes Stück Eis. Ich rieb es über Ronalds Stirn. Er ergriff es und seifte sich damit ein. Sogleich ging es ihm etwas besser ...

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